Datum: 04. Dezember 2025

Aktuelle Debatte Rente – Schubert: Die Rente ist ein Versprechen und dieses Versprechen muss wieder für alle gelten

Redebeitrag der Abgeordneten Franziska Schubert (BÜNDNISGRÜNE) zur Zweiten Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion Die Linke zum Thema: „Eine solidarische Rente als Schlüssel zur Gerechtigkeit – ein würdevolles Leben kennt keine Altersgrenze!“

23. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 04.12.2025, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
werte Kolleginnen und Kollegen,

Rente und Gerechtigkeit gehört zusammen. Wie stellen wir sicher, dass alle Menschen im Alter gut leben können – heute, morgen, in zwanzig Jahren?

Wir sprechen über Lebenswege – über das, was Menschen ihr Leben lang leisten und geleistet haben und was sie leisten konnten und können.

Wer sich die ökonomischen Indikatoren in Deutschland anschaut, erkennt auch 2025 noch deutlich die Umrisse der ehemaligen DDR. Und genau deshalb ist die Rentenfrage in Ostdeutschland so drängend. Ostdeutschland – das sind Menschen, die nach der Wende neu anfangen mussten, oft mehrfach. Das sind Erwerbsbiografien mit Brüchen, jahrzehntelanger harter Arbeit in Pflege, Handel oder Handwerk und oft niedrigen Löhnen. Und es sind Frauen, die Erwerbsarbeit, Kinder und die Pflege von Angehörigen gleichzeitig getragen haben. Ohne, dass sich das bis heute angemessen in ihrer Rente widerspiegelt.

Viele Frauen haben Angst vor Altersarmut, und das ist mehr als gerechtfertigt: Frauen erhalten im Schnitt nur rund 950 Euro Rente. Und auch die junge Generation fragt zurecht: Werde ich noch Rente bekommen? Reicht das dann überhaupt für Miete und Leben?

Als BÜNDNISGRÜNE wollen wir eine stabile, faire und armutsfeste Rente für alle Generationen, die ostdeutsche Realitäten anerkennt und Frauen nicht länger benachteiligt – für diejenigen, die bereits jahrzehntelang gearbeitet haben, und für die, die heute einzahlen.

Dafür haben wir auf Bundesebene konkrete Vorschläge gemacht:

1. Rentenniveau dauerhaft stabilisieren.

2. Länger gesund arbeiten
Wir fordern keine Rente mit 70. Aber Deutschland – und das gilt auch für Sachsen – braucht jede Hand auf unserem Arbeitsmarkt. Deshalb sollte die „Rente mit 63“ bis 2030 hin zu einer fairen, gesundheitsbasierten Lösung weiterentwickelt werden.

3. Die Rente auf mehr Schultern verteilen
Ein stabiles und gerechtes Rentensystem entsteht, wenn möglichst viele es tragen.

  • Auch Frauen sollen entscheiden können, so viel zu arbeiten, wie sie wollen und zwar zu guten Bedingungen, die das ermöglichen: verlässliche Kindertagesbetreuung, flexiblere Arbeitszeitmodelle und echte Zeitsouveränität. Dazu gehört auch ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit. Deutschland hat hier noch so viel zu tun.
  • Alle, die können, sollen in die Rentenversicherung einzahlen: auch Abgeordnete, neue Beamtinnen und Beamte und bisher nicht abgesicherte Selbstständige.
  • Und die Finanzierung des Rentensystems muss gerechter werden: Gesellschaftlich wichtige Aufgaben, wie die Mütterrente oder Ost-West-Rentenangleichung dürfen nicht allein von den Beitragszahlern getragen werden. Dafür braucht es ein faires Steuersystem, in dem große Erbschaften, Immobiliengewinne und hohe Kapitalerträge ihren Anteil leisten.

4. Garantierente gegen Altersarmut
Eine Garantierente soll diejenigen absichern, die trotz jahrzehntelanger Arbeit nur auf niedrige Renten kommen. Gerade in Ostdeutschland und für viele Frauen wäre eine Garantierente ein echter Schutz vor Altersarmut.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Rentenfrage darf kein Konflikt zwischen Alt und Jung sein. Sie wird erst dazu, wenn Politik Generationen gegeneinander ausspielt – genau das erleben wir gerade.

Die Diskussion im Bund zeigt Überforderung. Die CDU richtet ihren Blick fast ausschließlich auf heutige Rentner, ohne zu erklären, wie das Rentensystem auch für alle zukünftigen Rentner tragfähig bleiben soll. Eine Partei mit Kanzler- und Regierungsverantwortung muss alle Generationen im Blick haben und mehr liefern.

Wer die aktuellen Entwicklungen im Bund verfolgt, sieht leider: Statt echte, faire Lösungen für alle Menschen zu finden, wird vor allem darüber gestritten, wie man die eigene Koalition zusammenhält oder sogar, mit Blick auf CDU/CSU und JU – die eigenen Reihen.

Als BÜNDNISGRÜNE sind wir klar in unserer Position, wie Rente gut aufgestellt werden kann. Was wir brauchen, ist ein Rentensystem, das allen Generationen gerecht wird, das ostdeutsche Lebenswege anerkennt, Frauen endlich nicht länger benachteiligt und Altersarmut wirksam verhindert. Wer ein Leben lang gearbeitet hat, Kinder großgezogen und Angehörige gepflegt hat, verdient Sicherheit im Alter – heute und auch in zwanzig Jahren.

Die Reform der Rente ist ein Großprojekt. Die Rente ist ein Versprechen und dieses Versprechen muss wieder gelten. Für alle. Das Rentenpaket wird diesem Versprechen nicht gerecht – eine vertane Chance zu Lasten zukünftiger Generationen. Das unterstützen wir als BÜNDNISGRÜNE nicht.

Vielen Dank.