Datum: 29. Oktober 2025

Simson – Schubert: Uns geht es um Gemeinschaft, nicht um Symbolpolitik

Redebeitrag der Abgeordneten Franziska Schubert (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktion AfD: „SIMSON – Mehr als bloß ein Moped: Ein ostdeutsches Symbol auf zwei Rädern“ (Drs 8/3930)

20. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 29.10.2025, TOP 6

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Simson hat in Ostdeutschland Kultstatus. Sie steht für Freiheit, Jugend, Gemeinschaft und für ein Stück Identität. Viele verbinden mit ihr das Schrauben in Garagen, die erste Fahrt durch den Ort, oder das Gefühl, unabhängig zu sein. Die „Simson“ war DAS Moped der DDR, reparaturfreundlich, millionenfach verbreitet. Das bestreitet niemand hier im Haus.

Was ist der Kern dieses AfD-Antrags? Die AfD fordert die Ausweitung des Bestandsschutzes auf exportierte Modelle und die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe.

Schauen wir uns die Fakten an. Der Bestandsschutz aus dem Einigungsvertrag gilt für Fahrzeuge, die bis zum 28. Februar 1992 zugelassen waren. Für re-importierte Exportmodelle gilt das eben nicht.

Heißt nicht, dass man diese Mopeds nicht fahren darf. Sie können rechtssicher zugelassen werden, durch Einzelbegutachtung. Hier wird also niemandem ein Kulturgut weggenommen, wie der Antrag zu suggerieren versucht. Die AfD versucht hier ein Problem zu lösen, das keines ist. Das hat sie schon in Thüringen versucht, auch da ohne Erfolg. Mittlerweile ist die AfD im Stadium einer zentralistischen Partei so hart angekommen, dass wohl in der Parteizentrale Anträge generiert und dann besonders im Osten ausgespielt werden.

Zum zweiten Punkt: Die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe erfolgt nicht durch Parlamente, sondern von unten, durch Träger und Vereine, Clubs, Schrauberinnen und Schrauber – sie müssten diesen Schritt gehen. Und wenn sie das tun, unterstützen wir das ausdrücklich.

Die Simson gehört nicht der AfD, keiner Ideologie. Sie gehört den Menschen. Was hier passiert, ist der Versuch, ein kulturelles Phänomen ostdeutscher Identität für politische Zwecke zu vereinnahmen. Genau das lehnen wir ab.

Und ich möchte noch eine Anmerkung machen: Ich erinnere mich gut, wie sich Herr Kuhnert hier mit hochrotem Kopf über das Programm Neulandgewinner echauffiert hat. In Thüringen ist unter anderem Vaiko Weyh Neulandgewinner. Er betreibt eine offene Simson-Schrauberwerkstatt, in die Jugendliche ihm buchstäblich die Türen einrennen. Weyh ist Maschinenbau-Meister, teilt sein Wissen, vermittelt handwerkliche Fähigkeiten und schafft Gemeinschaft.

Das ist echte Stärkung vor Ort, das ist Selbstbewusstsein, Perspektive und Miteinander – und es ist sehr viel wertvoller als der Versuch, junge Menschen auf rechte Pfade zu ziehen.

Es geht um Gemeinschaft, nicht um Symbolpolitik. Deshalb lehnen wir diesen Antrag ab.