Ärztemangel in der Oberlausitz: Ländliche Regionen nicht im Stich lassen!
In vielen ländlichen Gemeinden der Oberlausitz droht die hausärztliche Versorgung wegzubrechen. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen bezeichnet die Versorgungsgrade in den Landkreisen Görlitz und Bautzen als „ziemlich niedrig“ und stuft die Versorgung „als gefährdet“ ein. In Bautzen ist jeder dritte Hausarzt älter als 60 Jahre, in Görlitz sind es sogar über 40 Prozent. Zahlreiche Praxen stehen vor der Schließung, während gleichzeitig kaum neue Ärztinnen und Ärzte nachrücken.
Zur angespannten Versorgungslage erklärt Franziska Schubert, Oberlausitzer Abgeordnete und Vorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
„Die Menschen in der Oberlausitz haben ein Recht auf verlässliche medizinische Betreuung. Die drohenden Versorgungslücken in unseren Dörfern sind ein ernstes Warnsignal. Ohne Nachfolge für ältere Hausärztinnen und Hausärzte verlieren die Menschen wortortnahe medizinische Betreuung und damit ein Stück Sicherheit und Lebensqualität. CDU und SPD müssen jetzt handeln, damit nicht ganze Regionen abgehängt werden. Das ist eine gemeinsame Aufgabe von Land, Kommunen und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen. Diese Aufgabe duldet keinen Aufschub.“
„CDU und SPD lassen eine verbindliche Strategie für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum vermissen. Quoten bei Studiengängen, noch dazu so winzig wie bei den Zahnärzten, reichen bei Weitem nicht aus. Wir brauchen verlässliche Startbedingungen und eine stärkere Förderung junger Ärztinnen und Ärzte, aber auch moderne Versorgungsstrukturen wie regionale Gesundheitszentren, wohnortnahe Pflegeexpertinnen und Telemedizin. Als BÜNDNISGRÜNE konnten wir im Doppelhaushalt 2025/26 retten, was dazu relevant beiträgt.“
„Darum macht es mich wirklich betroffen, dass für das Geriatrie-Netzwerk Ostsachsen, das in der Versorgung älterer Menschen wichtig ist, keine finanzielle Unterstützung mehr vorgesehen ist – trotz Mittelzuweisung über den Haushalt. Seit Haushaltsbeschluss sind Monate vergangen: Ich erwarte eine Lösung!“
Außerdem betont Schubert: „Auch die fachärztlichen Weiterbildungsverbünde sind richtig wichtig. Sie sichern die Nachwuchsausbildung in den Fachrichtungen direkt in den Praxen in unterversorgten Regionen. Dafür steht nun wieder Geld zur Verfügung, weil wir BÜNDNISGRÜNE das eingebracht haben, nachdem auch dort der Rotstift regieren sollte.“
„Gerade junge Ärztinnen und Ärzte arbeiten heutzutage gerne als Angestellte in einem Team. Entsprechend aufgestellte medizinische Versorgungszentren wären hierfür eine gute Lösung. Zugleich bieten sie den Menschen einen Anlaufpunkt mit mehreren medizinischen Angeboten unter einem Dach. Die Leute kennen das noch von den Polikliniken und man sieht, dass das gut angenommen wird. Um diese Angebote zu etablieren, braucht es Unterstützung von Landesseite. Die Gesundheitsversorgung der Menschen in der Oberlausitz darf nicht davon abhängen, ob sich vielleicht irgendwann mal wieder ein neuer Arzt in der Region niederlässt. Es braucht ernsthaftes Handeln der Staatsregierung – sonst rutschen ganze Regionen in eine medizinische Unterversorgung ab, die später kaum noch aufzuholen ist.“
Weitere Informationen:
Aktuelle Daten des Lausitz-Monitors zeigen: Die medizinische Versorgung ist für die Einwohnerinnen und Einwohner der Oberlausitz das drängendste Problem. 58 Prozent der Befragten sind mit der Versorgung unzufrieden, 75 Prozent halten eine wohnortnahe medizinische Betreuung für besonders wichtig. Längere Wartezeiten, fehlende Medikamente und Schwierigkeiten, einen neuen Hausarzt zu finden, sind Alltag.